Nachhaltigkeit und ESG - eine bemerkenswerte Entwicklung
- Dr. Christoph Kathollnig
- 18. Sept. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Juni 2024

Ein kurzer Rückblick auf die letzten Jahre, die das Thema Nachhaltigkeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und der Finanzmärkte gebracht haben:
2016 sind mit der Agenda 2030 die Nachhaltigkeitsziele der UN, die Sustainable Development Goals, in Kraft getreten, mit weltweiten politischen Zielvorgaben bis zum Jahr 2030 – vom Kampf gegen Armut und Hunger bis hin zu Umwelt- und Klimaschutz.
2016 war auch das Jahr, in dem das Pariser Klimaabkommen in Kraft getreten ist, mit dem Ziel, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Klimaschutz ist nicht nur eines der 17 Nachhaltigkeitsziele. Er ist jenes Thema, das angesichts der globalen Herausforderung, die Diskussion um Nachhaltigkeit dominiert.
Auf Basis der Ziele des Pariser Klimaabkommens und der Agenda 2030 veröffentlichte die EU-Kommission im März 2018 einen Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums, mit dem Ziel, ein Finanzwesen zu schaffen, das die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance (Environment, Social, Governance bzw „ESG“) angemessen berücksichtigt und Kapitalströme in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten lenkt.
Im Dezember 2019 präsentierte die Kommission den „European Green Deal“. Hunderte Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen sollen in den kommenden Jahren mobilisiert werden, um den Umstieg auf eine kohlenstofffreie, nachhaltige Wirtschaft zu ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt den Finanzmärkten eine herausragende Rolle zu. Sie sind entscheidend dafür, ob ausreichend viel privates Kapital zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele zur Verfügung gestellt wird.
Tatsächlich zeichnet sich auf den globalen Finanzmärkten eine bemerkenswerte Entwicklung ab: Vor kurzem noch ein Thema fernab der breiten Öffentlichkeit, sind Nachhaltigkeit und ESG innerhalb von wenigen Jahren zu einem milliardenschweren Geschäft geworden. Die Zahl der Aktienfonds und Indizes, die damit werben, ESG-Faktoren zu berücksichtigen, ist rasant gewachsen. Immer mehr institutionelle Investoren, vor allem die großen Versicherungskonzerne, verpflichten sich, ihr Portfolio nach ESG-Kriterien auszurichten – im Einklang mit Initiativen wie den Principles for Responsible Investment.
Angetrieben wird die Entwicklung von einem deutlich gestiegenen Anlegerinteresse sowie der Annahme, dass Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsrisiken besser managen, langfristig auch ökonomisch erfolgreicher sind. So wurde, nach den Verwerfungen der globalen Finanzkrise 2007/2008, mitverursacht durch kurzfristiges Profitstreben und mangelhaftes Risikomanagement, innerhalb von wenigen Jahren Sustainable Finance von einem kaum beachteten Thema zum „Mega Trend“: Von Larry Fink, CEO von BlackRock, dem weltweit größten privaten Vermögensverwalter, der sich für eine grundlegende Umgestaltung der Finanzwelt in Richtung Nachhaltigkeit ausgesprochen hat, bis hin zu den CEOs internationaler Großkonzerne beim Weltwirtschaftsforum in Davos, die sich einhellig zu den Nachhaltigkeitszielen bekannt haben: Dass das Nachhaltigkeitsthema bei den führenden, globalen Finanz- und Wirtschafslenkern in kurzer Zeit diesen Stellenwert erreicht hat, ist eine positive und angesichts der globalen Herausforderungen auch dringend notwendige Entwicklung.
Über die Grenzen der EU hinaus ist der Investitionsbedarf vor allem in Entwicklungsländern enorm. Die OECD schätzte die jährliche Investitionslücke in Entwicklungsländer auf 2.500 Milliarden US Dollar und geht davon aus, dass diese durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich vergrößert wurde. Und Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine führt dramatisch vor Augen, wie sehr die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten, nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz, dringend geboten ist.
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